Trainingsplanung: So kombinierst du Kraft und Ausdauer richtig!
“Concurrent training is defined as simultaneously incorporating both resistance and endurance exercise within a periodized training regime” (Fyfe et al. 2014)
Betrachtet man diese Definition detaillierter, erkennt man, dass Concurrent Training (CT) sich auf ein zeitgleiches Ausüben von Kraft und Ausdauertraining innerhalb einer Trainingsplanung bezieht. Diese Kombination kann mögliche Kompromisse mit sich bringen, die auch als Interferenzeffekte (IFE oder auch Concurrent Training Effect) betitelt werden. Vereinfacht betrachtet bedeutet dies, dass mögliche negative Auswirkungen des simultanen Trainings durch CT entstehen können. Welche Relevanz diese Interferenzen haben und inwieweit sie die Trainingseffekte beeinflussen können, ist zum aktuellen Zeitpunkt ein stark diskutiertes Thema der Wissenschaft. Auch in der Trainingspraxis gewinnt das Thema dank dem Trend des Hybridtrainings, das Ausdauer- und Krafttraining vereint, an Bedeutung und Popularität.
Immer mehr Health Professionals finden sich aufgrund dessen mit Fragen wie “Geht es überhaupt diese Kombination zeitgleich zu trainieren?” konfrontiert und werden durch Aussagen wie “wer Ausdauer trainiert, kann keine Muskulatur aufbauen” oder “ durch Ausdauertraining wird man nur dünn” verunsichert.
Um diese Unsicherheit aus dem Leben zu schaffen haben wir in diesem Beitrag den aktuellen Stand der Wissenschaft aufgearbeitet und geben euch mögliche hilfreiche Praxistipps, die ihr in euerer Arbeit mit (Alltags-)Athleten umsetzen könnt!
Welcher Mechanismus steckt hinter dem Concurrent Training Effekte (CTE)?
Grundlegend sollte zu Beginn die Frage beantwortet werden, welche Mechanismen Interferenzen beim Durchführen von CT verursachen können.
Betrachtet man diese Fragestellung aus der historischen Perspektive, lieferte Dr. Robert Hickson bereits im Jahre 1980 einen entscheidenden Beitrag. Dabei stellte er fest, dass bei 17 Männer und 6 Frauen, die im Alter zwischen 18 und 37 Jahren lagen, ein kombiniertes Kraft und Ausdauertraining zu reduzierter Kraftentwicklung innerhalb einer 10-wöchige Untersuchung führte im Vergleich zu isoliertem Kraft-/ oder Ausdauertraining. Diese Pionierarbeit legte vor über 40 Jahren den Grundstein für unzählige weitere Untersuchungen, die sich den Interferenzeffekt zur Aufgabe machten. Die Untersuchung von Dr. Hickson bildet zwar noch heute oftmals die Grundlage für Diskussionen und dient der Inspiration für neue Studien. Teile davon konnten in aktuellen Unersuchungen sowohl wider-/ als auch belegt werden, was die heterogenen Datenlage in Bezug auf Concurrent Training aufzeigt.
Stellt man die jewiligen Mechansimen, die zu einer verbesserten Kraft oder Ausdauer führen, gegenüber, wird ersichtlich, dass diese wenige Parallelen aufweisen. Zwei Parameter, die bei der Betrachtung möglicher Interfernenzeffekte im Bezug auf CT eine wichtige Rolle spielen könnten, sind das Adenosinmonosphat-aktivierte Proteinkinase (AMPK) und das mammalian target of rapamycin (mTOR).
Wie in der hier aufgeführten Grafik zu erkennen ist wird das AMPK, hier blau dargestellt, in Verbindung mit einem Ausdauertraining gebracht. Das Enzym AMPK unterstütz die Energiebereitstellung bei aeroben Aktivitäten (mit O2) in dem es durch eine hohe Konzentration Adenosinmonophosphat (AMP) aktiviert wird. Dieses genannten AMP zeigt im menschlichen Körper einen hohen Verbrauch an Adenosintriphosphat (ATP) an, was in Form einer Ausdauerbelastung eine gewöhnliche physiologisch Reaktion ist. Um diesen hohen Verbrauch an ATP zu unterstützen wird durch das ursprünglich beschrieben AMPK eine Pufferung der AMP Konzentration gewährleistet, die zur Folge hat, dass die Bildungsrate an ATP steigt. Vereinfacht gesagt, unterstützt AMPK somit die Geschwindigkeit der Energiebereitstellung und führt dadurch zu einer verbesserten Ausdauerleistungsfähigkeit (Jaspers et al., 2017).
Betrachtet man im Gegenzug zum AMPK jedoch das mTOR, dass in der hier aufgeführten Grafik blau dargestellt ist, erkennt man, dass dieses vor allem für die Anpassungensprozesse im Krafttraining von Bedeutung sind. Das Enzym mTOR kann in zwei Komplexe unterteilt werden, mTORC1 und mTORC2. In Bezug auf das CT ist hier jedoch das mTORC1 entscheidend da dieses die aufbauenden Prozesse (Hyperthrophie) reguliert, wohingegen mTORC2 größtenteils bei anderen organischen Prozessen, wie beispielsweise der Zellproliferation (Vermehrung oder Wachstum von Zellen) eine Rolle spielt. Sprechen wir somit im weiteren Verlauf von mTOR ist ausschließlich der Komplex des mTORC1 entscheidend. Betrachtet man die Mechanismen einer Muskelhyperthrophie ist die Aktivität des beschriebenen mTORC1 für das Ausmaß der Hypertrophie ausschlaggebend. Das mTORC1 führt im Prozess der Hypertrophie durch Stimulation von Aminosäuren wie beispielsweise dem Insulin, zu einer erhöhten Proteinbiosynthese und damit zu einer Hypertrophie der Muskelmasse.
mTORC1 vs. AMPK
Betrachtet man nochmals die oben aufgeführte Grafik mit dem eben beschrieben Wissen der beiden Enzyme mTORC1 und AMPK lässt sich der Mechanismus der möglichen Interferenzeffekte erkennen:
Bei Ausdauerbelastenden Aktivitäten wird AMPK gebildet, das möglicherweise dazu führt, dass die Aktivität von mTORC1 gehemmt wird. Blickt man auf die Abbildung zurück, erkennt man das zwischen mTORC1 und AMPK das Enzym TSC1/2 aufgeführt ist. TSC1/2 (Hamartin und Tuberin) sind möglicherweise die Schlüsselenzyme, die diese Hemmung des mTOR1 verursachen und damit Interferenzeffekte begründen könnten.
Basierende auf dieser bisher rein mechanischem Erklärung könnte man nun davon ausgehen, dass diese Interferenzen immer bestehen, wenn Ausdauer und Krafttraining kombiniert wird, jedoch zeichnet die aktuelle Studienlage ein anderes Bild. Es zeigt sich bisher lediglich, dass bei Vorhandensein spezifischer Situationen eine sichere Interferenz bestehen könnte (Nader, 2006).
Zudem ist die Theorie des AMPK vs mTORC nicht ausschließlich belegt worden, sondern wurde beispielsweise durch Studien wie die von Apró und Kollegen kritisch beleuchtet. Hierzu führten zehn männliche Probanden ein Krafttraining durch das durch ein anschließendes 30- minütiges Ausdauertraining komplettiert wurde. Es wurden diesen Probanden vor dem Krafttraining und jeweils nach 1h beziehungsweise 3h eine Muskelbiopsie entnommen um die Aktivität des AMPK und mTORC1 zu bestimmen. Es zeigte sich dabei, dass die Konzentration des AMPK, das durch die Ausdauerbelastung entstand, keinen negativen Einfluss auf die Aktivität des mTORC1 hat. Diese Ergebnisse legen somit möglicherweise nahe, dass die Theorie des AMPK vs. mTORC nicht entscheidend bei der Betrachtung möglicher Interferenzen ist (Apró et al., 2013).
Doch wovon hängt diese genannte spezifische Situation ab und welche Faktoren sind dafür entscheidend? Eine Frage, der wir uns im folgenden Abschnitt widmen!
Aktueller Stand der Wissenschaft
Versucht man den aktuellen Stand der Wissenschaft abzubilden, erkennt man schnell, dass sich kein klares und eindeutiges Bild zu Interferenzeffekten bei Concurrent Training abzeichnet. Dies liegt möglicherweise zum einen an den vielen verschieden Autoren und den damit unterschiedlichen Untersuchungsdesigns und betrachteten Probandengruppen. Zum anderen liegt es jedoch auch daran das Autorenabhängig die Effekte von CT entweder auf die Kraft oder auf die Ausdauer untersucht wurden und nur wenige Autoren beide Anpassungsprozesse untersuchten. Deshalb ergibt es – um einen klaren Einblick in den aktuellen Stand der Wissenschaft zu bekommen – Sinn, die Betrachtungsweisen zu unterteilen. Es wird somit im Folgenden zuerst beschrieben welche Wirkung eine CT im Bezug auf Krafttraining haben kann, um anschließend die möglichen Effekte eines CT im Ausdauertraining zu betrachten.
Interferenzeffekte in Bezug auf Kraft
Die eben angesprochene Pionierarbeit von Hickson legte den Grundstein für Untersuchungen indem evaluiert wurde, inwieweit sich die Kraft durch ein kombiniertes Ausdauertraining verändert. Dabei ist der Begriff Kraft häufig anders definiert und wird studienabhängig als Maximalkraft, Power oder auch Zuwachs an Muskelmasse (Hypertrophie) definiert. Damit lassen sich grundsätzlich selbst Studien, die die selbe Untersuchungsrichtung aufweisen, und zwar den Einfluss von CT auf die Komponente Kraft, nicht miteinander vergleichen.
Aktuelle Untersuchungen wie die von Schumann und Kollegen im Jahre 2021 untersuchten genau diesen Einfluss auch anhand der vielseitig angesprochen Formen und Ausprägungen der Kraft. Es wurden hierbei 43 Studien ausgewählt innerhalb dieser der Einfluss von CT auf die Maximalkraft, Explosivkraft und die Hypertrophie untersucht wurden. Hierzu wurde eine Untersuchung durchgeführt in der Kraft und Ausdauer innerhalb einer Trainingseinheit durchgeführt wurden und im Vergleich zu einer weiteren Untersuchungsgruppe gestellt wurden bei denen mindestens 3h zwischen den beiden Trainingsschwerpunkten lagen. Es zeigte sich hierbei, dass sowohl die Maximalkraft als auch das Ausmaß der Hypertrophie in der Untersuchungsgruppe mit CT das selbe Outcome aufwiesen als innerhalb der Untersuchungsgruppe mit isoliertem Krafttraining. Dies würde im praktischen Kontext bedeuten das eine Anpassung durch Krafttraining in Bezug auf Maximalkraft oder Hypertrophie durch ein kombiniertes Ausdauertraining nicht gefährdet wäre. Einzig und allein die Explosivkraft wies durch das durchgeführte CT negative Effekte auf im Vergleich zum isoliertem Krafttraining (Schumann et al., 2021).
Diesen möglichen negativen Einfluss auf die Explosivkraft widerlegten Lundberg und Kollegen im Jahre 2022 jedoch teilweise wieder in dem sie die Hypertrophie der beiden Muskelfastertypen (1 und 2) untersuchten. Sie stellten fest, dass ein CT in Form von Joggen negative Auswirkungen für die Hypertrophie der Typ 1 Fasern haben kann. Da Typ 1 Fasern aber im menschlichen Körper eher langsame und ausdauernde Bewegungen gewährleisten widerspricht dies teilweise den Ansatz von Schumann und Kollegen die negative Auswirkungen in Bezug auf die Explosivkraft (Typ 2 Fasern) feststellten jedoch nicht auf Typ 1 Fasern. Limitiert wird dieser Unterschied der beiden Untersuchungsergebnisse jedoch durch die differenzierte Untersuchungsmethode, was dazu führt, dass eine geringe Vergleichbarkeit der beiden Arbeiten besteht. Während Schumann und Kollegen einen Effekt anhand einer Explosivkraftmessung untersuchten bezog sich die Studie von Lundberg und Kollegen auf die reine Muskelfaserhyperthrophie ohne dabei die funktionelle Auswirkung in Form von Krafttest zu betrachten. Zudem legen die Ergebnisse von Schumann und Lundberg nahe, dass die Form des Ausdauertrainings eine bedeutende Rolle für das Ausmaß möglicher negativer Interferenzen spielen könnte. Innerhalb ihrer Untersuchung wurden nämlich ausschließlich negative Effekte beim Ausdauertraining durch Joggen verzeichnet und nicht beim Radfahren.
Auch vorangegangen Studien wie von Wilson und Kollegen zeigten anhand der der drei genannten Kraftkomponenten (Maximalkraft, Power und Hypertrophie), dass in Abhängigkeit von der Frequenz, Form und Dauer des kombinierten Ausdauertrainings negative Einbußen in Bezug auf die genannten Komponenten möglich sind (Wilson et al., 2012).
Wirft man nun einen tiefergehenden Blick in die bereits erwähnten Untersuchungsergebnisse scheint auch der zeitlichen Abstand zwischen den beiden Belastungen anhand aktueller Studien relevant. Sporer und Wenger untersuchten anhand der Wiederholungszahl in jeweils vier durchgeführten Übungssätzen inwieweit sich die Wiederholungsanzahl bei der Leg Press und der Bench Press bei einer Intensität von 75% des 1RM (1 Wiederholungsmaximum) zeitlich veränderten. Es zeigte sich wie in den unten abgebildeten Grafiken das die Wiederholungszahl bei der Beinpresse erst bei 8h beziehungsweise 24h wieder auf einem ähnlichen Level ist. Betrachtet man die untere Grafik erkennt man hingegen das die Wiederholungszahl der Bench Press konstant blieb und die Regenerationszeit keine Einfluss hat.
Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass das Ausdauertraining hier in Form von Radfahren durchgeführt wurde und damit die lokale Ermüdung möglicherweise vorherrschender Interferenzen in Bezug auf die durchgeführte Krafttestung in Form der Leg Press verursacht. Abschließend betrachtet kann aber festgehalten werden, dass unabhängig der Lokalisation nach mindestens 8h vermutlich ein vollständiges Kraftniveau wiederhergestellt ist und möglicherweise nach dieser genannten Zeitspanne ein neuer Reiz erfolgen kann ohne reduzierte Anpassungsprozesse zu provozieren. Es kann somit davon ausgegangen werden, dass bei mindestens 8h Regenerationszeit zwischen Kraft-/ und Ausdauertraining, kaum negative Interferenzeffekte in Bezug auf die Kraft zu erwarten sind (Sporer & Wenger, 2003).
Interferenzeffekte in Bezug auf Ausdauertraining
Betrachtet man im Gegenzug zu den genannten Auswirkungen die Effekte von CT auf die Ausdauerleistungsfähigkeit zeichnet sich ein weitaus eindeutigeres Bild ab.
Im Jahre 2017 zeigte sich erstmals ein Effekttrend innerhalb eines Reviews von Blagrove und Kollegen. Diese untersuchten welchen Einfluss ein Krafttraining auf die Laufleistung als auch auf auf leistungslimitierende Parameter der Ausdauer, wie etwa die Vo2max, hat. Hierzu wurden 23 Studien selektiert, die diesen Einfluss speziell auf die Laufleistung im Mittel-/ als auch Langstreckenbereich untersuchten. Innerhalb dieser Untersuchung konnte festgestellt werden, dass in Bezug auf die Mittel-/ als auch Langstrecke zwar positive Effekte durch das Krafttraining erzielt werden konnten, jedoch nicht wie anzunehmen durch das Verbessern der leistungslimitierenden Parameter wie beispielsweise der Vo2max oder den Blutlaktatparametern. Vielmehr verbesserte sich die Laufökonomie-/ und Effizienz, was wiederum in einer verbesserten Laufleistung resultierte. Diese durch nicht näher definiertes Krafttraining verbesserten Faktoren könnten vermutlich auf eine verbesserten Sehnen-Stiffness sowie intramuskulärere Koordination zurückzuführen sein (Blagrove et al., 2017).
Diese Arbeit verdeutlicht somit vorerst die Tendenz, dass Krafttraining möglicherweise eher positive Auswirkungen in Bezug auf Ausdauertraining mit sich bringt als negative.
Bayzler und Kollegen versuchten diese Annahme präziser zu untersuchen: Sie erforschten, inwieweit sich verschieden Formen der Ausdauer mit verschieden Formen des Krafttrainings kombinieren lassen. Es wurden hierbei in die Low- Intensity Excercise Endurance (LIEE, niedried- intensive Ausdauerbelastung) und die High- Intensity Excercise Endurance (HIEE, hochintensive Ausdauerbelastung) unterteilt. Beim Krafftraining wurden Trainingseinheiten mit High Force, Low Velocity (HFLV, Maximalkrafttraining ) und Einheiten mit Low Force, High Velocity (LFHV, Plyometrisches/ Ballistisches Training) verglichen. Die Auswertung der Ergebnisse legte nahe, dass unabhängig von der Form des Krafttrainings, Krafttraining einen höheren Benefit für die HIEE darstellt als für die LIEE. Betrachtet man auch die Form des Krafttraining erscheint das HFLV Training besser geeignet als eine LFHV Training (Bayzler et al., 2015).
Diese beiden Untersuchungen deuten damit positive Effekte von CT im Ausdauertraining an, jedoch war in beiden Studien lediglich Ausdauerathleten untersucht worden. Versucht man nun die Erkenntnisse nun auf Nicht-Ausdauerathleten zu projizieren, bietet sich ein Blick die Untersuchung von Chtara und Kollegen an.
Diese untersuchten anhand von 48 Sportstudenten die bestmögliche Abfolge für die Kombination von Ausdauer und Krafttraining zu finden. Hierzu wurden die Probanden in vier Untersuchungsgruppen gegliedert die ein 12- wöchiges Trainingsprogramm absolvierten. Die vier Gruppen bestanden aus einer isolierten Ausdauergruppe, einer isolierten Kraftgruppe, einer CT Gruppe mit der Reihenfolge Kraft dann Ausdauer und einer CT Gruppe mit der Trainingsabfolge erst Ausdauer dann Kraft innerhalb einer Trainingseinheit. Nach 12-wöchigem Follow Up zeigten alle vier Untersuchungsgruppen, abgesehen von der Kontrollgruppe (C), die ein isoliertes Lauftraining absolvierten, in Bezug auf den durchgeführten 4km Lauf und die ermittelte Vo2max verbesserte Parameter jedoch zeigte die Untersuchungsgruppe des CT E+S ( Ausdauer dann Kraft) die signifikantesten Verbesserungen (VO2max) wie in der hier aufgeführten Grafik zu erkennen ist.
Es scheint damit sinnvoll zu sein, das Ausdauertraining dem Krafttraining vorzuschalten wenn das Hauptaugenmerk auf einer verbesserten Laufleistung und den damit verbunden limitierten Parametern wie der Vo2max liegt (Chtara et al., 2004).
Concurrent Training in der Praxis
Wie könnte nun der perfekte CT-Trainingsplan aussehen? Versucht man auf die Frage eine allgemein gültige Antwort zu finden, lässt die bisher beschriebene Studienlage dies abschließend nicht zu.
Abhängig von Sportart oder Trainingsziel kann es grundlegend mehr oder weniger sinnvoll sein ein CT durchzuführen. Diesen Fall verdeutlichten die Studien von Schuman und Sporer & Wenger. Diese zeigten, dass bei Sportarten, die ein maximal hohes Niveau an Explosivkraft oder Maximalkraft benötigen, ein CT möglicherweise negative Auswirkungen auf die Leistungsentwicklung haben kann. Laut unten stehender Grafik wären diese Erkenntnisse beispielsweise für Athleten aus dem Powerlifting oder Olympic Weightlifting relevant. In diesem Fall wäre ein CT vermutlicher nicht sinnvoll, da es mit negativen Interferenzen bezüglich der sportartspezifischen notwendigen Maximalkraft einhergehen würden. Möchte man trotz dieser möglicher negativen Interferenzen mit diesen AthletInnen ein CT durchzuführen, könnte man über Faktoren wie die Form, Intensität oder Dauer des Ausdauertraining das Ausmaß der Interferenzeffekte wahrscheinlich reduzieren. Auch die von Sporer und Wenger ermittelte Regenerationsspanne von 8h stellt eine Option dar diese Interferenzen zu vermeiden bzw. zu verringern.
Diese eben genannten Athletengruppen stellen jedoch durch ihre Sportartspezifik eine kleine Besonderheit in Bezug auf die Trainingsplanung dar, da es in kaum einer anderen Sportart eine so deutlichen Fokus gibt. Selbst wenn man in der Grafik den doch auch recht spezialisierten Marathonläufer einordnet, der als Gegenbeispiel zum Olympic Lifting dienen soll, zeigt sich ein ausgewogenes Maß an Kraft und Ausdauerbelastung als Grundvoraussetzung für die Sportart.
Bezieht man diese aktuelle Studienlage auf weiter ausdauerdominante Sportarten lässt sich abschließend zusammenfassen, dass das Auftreten einer negativen Interferenz bei Ausdauersportarten weniger wahrscheinlich ist als bei Sportarten mit Maximal-/ oder Explosivkraftdominanz. Doch auch bei ausdauerdominanten Sportarten gibt es Merkmale, die die Planung des CT beeinflussen können und deshalb beachtet werden sollten: Chtara und Kollegen vermerkten, dass bei Athleten, wie beispielsweise Läufern, die dem Dehnungs-Verkürzung-Zyklus unterliegen, ein stärkere Verbesserung durch Krafttraining zu erwarten sein könnte als bei anderen Ausdauersportarten, wie beispielsweise dem Radfahren.
Die Entscheidung für oder gegen CT sowie die optimale Planung dessen hängt also spezifisch von der jeweiligen Sportart bzw. den sportlichen Zielen ab und kann nicht pauschal auf den Punkt gebracht werden.
Wie relevant sind Interferenzeffekt nun für Hybrid(hobby)athleten?
Sucht man diese gennante Personengruppe der Hybrid-Athleten oder Everyday Athletes nun in der oben dargestellten Abbildung 4, stellt man fest das diese in der Grafik von Nader keine spezifische Position besitzen. Betrachtet man gängige hybride Trainingspläne könnte man bei Trainingszeiten von 1-2h Ausdauertraining Parallelen mit der Klassifizierung in der Nähe von Fußball und dem 10km-Lauf treffen, reine Krafttrainingseinheiten wäre dann wahrscheinlich näher bei Powerlifting einzuordnen. Diese unmögliche klare Einordnung ist darauf zurückzuführen, dass bei Hybridtraining nicht eine spezifische Fähigkeit trainiert wird, sondern das Ziel viel eher ist, ein breit aufgestelltes athletisches Profil zu besitzen. Somit scheinen ein Vorkommen hoher Interferenzen und die Relevanz möglicher Interferenzeffekten in der Praxis eher zu vernachlässigen sein.
Zudem lässt sich durch Studien wie der von Coffey und Hawley vermuten, dass ein negative Interferenz erst bei steigendem Leistungslevel zu erwarten ist. Dies ist der hier aufgeführten Grafik farblich dargestellt. Es zeigt sich, dass bei untrainierten Athleten unabhängig von der Form des Training ein additiver Effekt der Belastungskomponenten besteht und man damit möglicherweise durch Zeitersparnis und Effektivität einen Vorteil durch CT hat (Coffey & Hawley, 2017) . Welcher Athlet nun jedoch als trainiert oder untrainiert gilt ist jedoch nicht final zu sagen. Jedoch kann man bei Hobbyathleten, die 1-3x pro Woche trainieren, wahrscheinlich sagen, dass diese die notwendigen individuellen Schwellenwerte, die für eine vollständige muskuläre Ermüdung notwendig sind, nicht erreichen und somit auch von Interferenzen weniger betroffen sind.
Abschließend betrachtet lässt sich somit für Hybrid Athleten, speziell im Bereich der Hobbyathleten festhalten, dass negativ Interferenzen, die mit dem Trainingsziel die Kombination von Kraft und Ausdauer zu verbessern kollidieren, unwahrscheinlich erscheinen bzw. kaum zu Tragen kommen.
Die wichtigsten 10 Take Aways zu CT
- Concurrent Training (CT) ist das zeitgleiche Trainieren von Ausdauer und Kraft.
- Die damit einhergehenden möglichen negativen Effekte werden als Interferenzeffekte bezeichnet.
- Molekulare Anpassungsmechanismen (AMPK und mTOR) bilden mögliche Interferenzen, die Trainingsanpassung reduzieren können.
- Im Ausdauertraining sind durch kombiniertes Krafttraining positive Effekte möglich, vermutlich vor allem bei Ausdauersportarten mit Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (DVZ), wie beispielsweise Laufen.
- Um die Laufleistung zu verbessern, scheint dabei plyometrisches Training oder ein High Force Low Velocity Training (HFLV) am sinnvollsten.
- Bei Krafttraining, das mit Ausdauertraining kombiniert wird, ist eine reduzierte Entwicklung der Schnellkraft zu beobachten, der Einfluss von kombiniertem Ausdauertraining auf die Maximalkraft und Hypertrophie ist noch nicht eindeutig belegt.
- Die Ausprägung der Interferenz auf das Krafttraining scheint stark abhängig von der Form, Dauer und Intensität des kombinierten Ausdauertrainings zu sein.
- Zwischen einer Ausdauer- und Krafteinheit sollte bei CT min. 8h Zeit vergehen, wenn der Fokus darauf liegt, wieder mit dem ursprünglichen Kraftniveau im Bezug auf die Wiederholungszahl zu trainieren.
- Zwischen einer Ausdauer- und Krafteinheit sollte bei CT min. 8h Zeit vergehen, wenn der Fokus darauf liegt, wieder mit dem ursprünglichen Kraftniveau im Bezug auf die Wiederholungszahl zu trainieren.
- Je kraftdominanter die Sportart (Powerlifting) ist desto eher sind Interferenzen wahrscheinlich.
- Die Bedeutung der Interferenzeffekte in der Praxis ist vermutlich erst bei hohem Leistungsniveau entscheidend.
- CT bei Hybrid Athleten stellt vermutlich keine Problem dar, da keine maximal hohe Kraftanforderung (oder auch Ausdaueranforderung) notwendig ist, sondern ein breites Profil an notwendigen technischen und athletischen Fähigkeiten.
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