Research News: Schlaf, Demenz & Mikrobiom
„Die Menschen sollten über Schlaf wie über andere wichtige gesunde Verhaltensweisen nachdenken!“. So heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (2023). Doch wie bewusst sind wir uns der gesundheitlichen Benefits von Schlaf wirklich? Darum und um weitere aktuelle Studien rund um Ernährung sowie Akne geht es in diesen Research News.
Was Schlaf mit Demenz zu tun haben könnte
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin erinnert an die Bedeutung von Schlaf: „Schlaf ist wesentlich für die Gesundheit“. Schlaf unterstützt das Lernen, das Gedächtnis und hält das Gehirn gesund. Schlaf unterstützt das Immunsystem, insbesondere die Immunantwort und Infektanfälligkeit.
Himali et al. (2023) untersuchten die Assoziation zwischen Tiefschlaf (langsame Wellenaktivität → SWS) und Demenz über Schlafdaten (Polysomnografie zwischen 1995 bis 2001). Über ein Follow-Up von 17 Jahren blickten die Forschenden auf neue Demenzerkrankungen. Jeder 1% Rückgang des Tiefschlafs/Jahr war mit einem Anstieg des Demenzrisikos um 27 % verbunden.Das glymphatische System wird als eine mögliche Erklärung zwischen weniger Tiefschlaf und dem erhöhten Risiko diskutiert. Dieses System ist ein Reinigungssystem für Abfallprodukte im Zentralen Nervensystem.
„Inadequate sleep may be a dementia risk factor. Most notably, in experimental models, sleep deprivation promotes the accumulation of amyloid β1 and the release and spread of tau,2 the 2 proteins that aggregate in Alzheimer disease (AD). Sleep augments the clearance of metabolic waste from the brain.3 This function, termed glymphatic clearance, is optimized in the deepest non–rapid eye movement (REM) sleep stage, N3 or slow-wave sleep (SWS).”
“Auf der Suche nach der Definition eines gesunden Mikrobioms gilt es, noch viele Details zu klären. Allerdings weisen zahlreiche Studien bereits darauf hin, dass eine hohe Artenvielfalt der Mikrobiota grundsätzlich mit Gesundheit korreliert. Erkrankungszustände sind hingegen häufig mit einer Verarmung oder einer Verschiebung der Zusammensetzung der Mikrobiota hin zu einer Dominanz von potenziellen Pathogenen, das heißt mit einer sogenannten Dysbiose, assoziiert.”
Ärzteblatt (2019)
Die Rolle von Ernährung für die Diversität des Darms
Mikroorganismen (Mikrobiota) im Darm beeinflussen Immun – und Stoffwechselfunktionen. Expertinnen wie Prof. Maria Vehreschild (Mikrobiomforschung Uni Köln) sind sich einig: Wir wissen aktuell nicht sicher, wie genau ein gesundes Mikrobiom aussieht. Zumindest scheint eine hohe bakterielle Diversität (Vielfalt) ein positives Merkmal zu sein. Wie passen Obst und Gemüse ins Bild? Sie können probiotische Effekte haben, die besonders in den ersten Jahren interessant sind.
Diese Diversität könnte gemäß einer neuen Arbeit der TU Graz von Mikroorganismen in Obst und Gemüseprofitieren. Mikrobiomdaten (Mikroorganismen in Obst & Gemüse plus Stuhlproben) und Daten zur Ernährung aus verschiedenen Studien ließen darauf schließen, dass obst- und gemüseassoziierte Mikroorganismen 2,2% zur Bakterienvielfalt beitrugen. Die Fülle der pflanzenassoziierten Mikroorganismen im Darm war mit der pflanzlichen Nahrungsvielfalt und der Aufnahmefrequenz verbunden.
“Der Nachweis, dass Mikroorganismen von Früchten und Gemüse den menschlichen Darm besiedeln können, ist jetzt erstmalig gelungen“, (…). Damit liegt die Vermutung nahe, dass der Verzehr von Obst und Gemüse besonders im Babyalter einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems in den ersten rund drei Lebensjahren hat, da sich in dieser Zeit das Darmmikrobiom entwickelt. Aber auch danach ist eine gute Diversität an Darmbakterien förderlich für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. „Es beeinflusst einfach alles. Diversität beeinflusst die Widerstandsfähigkeit des ganzen Organismus; höhere Diversität vermittelt mehr Resilienz“, sagt Institutsleiterin Gabriele Berg.”
Ernährung als Antiaging Wunderwaffe?
Die traditionelle mediterrane Ernährung zeichnet sich durch Obst, Gemüse, Getreide/Vollkorn, Nüsse, Hülsenfrüchte, Oliven/Olivenöl und Kräuter aus. Mäßig verzehrt werden Joghurt, Käse, Fisch oder Geflügel. Sie gilt als gesund und steht dennoch im Kontrast zu möglichen Internet-Tipps. Denn sie ist nicht fettarm, verzichtet nicht auf tierische Produkte, kommt nicht low-carb daher, erlaubt Hülsenfrüchte, liefert Omega-6-Fettsäuren und Getreideprodukte. Sogar ein Glas Wein zur Mahlzeit ist erlaubt.
„Inadequate sleep may be a dementia risk factor. Most notably, in experimental models, sleep deprivation promotes the accumulation of amyloid β1 and the release and spread of tau,2 the 2 proteins that aggregate in Alzheimer disease (AD). Sleep augments the clearance of metabolic waste from the brain.3 This function, termed glymphatic clearance, is optimized in the deepest non–rapid eye movement (REM) sleep stage, N3 or slow-wave sleep (SWS).”
Der Zustand des Körpers kann über das biologische Alter (BA) beschrieben werden und gilt als Prädiktor für die Gesundheit. Das BA kann anhand der DNA-Methylierung (Methylierungsalter bzw. mAge), beurteilt werden. 2023 will ein Forscherteam herausgefunden haben, dass die mediterrane Ernährung (inklusive Mankai & grünem Tee) das biologische Altern verlangsamt. Dabei sollen besonders Polyphenole eine wichtige Rolle spielen. Dazu wurden Personen mit Dyslipidemie und bauchbetonter Adipositas untersucht.
Diese Ernährung war in der 18-monatigen Studie mit einer Verringerung des mAge assoziiert. Neben körperlicher Aktivität und 28 g Walnüssen war die Ernährung reich an Polyphenolen. Die Teilnehmenden wurden angewiesen, auch folgende Dinge zu sich zu nehmen: 3–4 Tassen grüner Tee & 500 ml Mankai. Sowohl grüner Tee als auch Mankai sorgten für eine zusätzliche tägliche Aufnahme von 800 mg Polyphenolen.
Frühere Studien lassen ebenfalls vermuten, dass eine gesunde und pflanzenbetonte Ernährung mit der epigenetischen Altersakzeleration assoziiert ist. Wenn dein Methylierungalter (geschätztes epigenetisches Alter) höher als dein tatsächliches Alter ist, ist das ein Zustand, der als Altersakzeleration bezeichnet wird. Man geht davon aus, dass Menschen, deren epigenetisches Alter älter ist als ihr chronologisches Alter, biologisch älter sind und ein erhöhtes Krankheitsrisiko haben.
Akne
Befragungen von Patienten ergaben 2022 im Rahmen einer Studie, dass 87% der Dermatologen Ernährung nicht thematisieren. Dr. Anne Gürtler deckt 2019 das Potenzial von Omega-3-Fettsäuren, einer pflanzenbetonten Ernährung (frisch, unverarbeitet) auf und schreibt darüber, warum hochglykämische Nahrungsmittel eher nachteilige Effekte mit sich bringen können.
Einige Nahrungsergänzungsmittel versprechen, einen Versuch wert zu sein, wie nun ein Review zu randomisierten klinischen Studien folgert. Die Qualität der 27 Studien variierte von „schlecht“ bis „ordentlich“ und „gut“. O3, Vitamin-D, Probiotika, Grüntee-Extrakt und sogar O6 könnten nützlich sein. Weitere und auch größere Studien seien nötig, um mehr über dieses Thema zu erfahren. Es gilt natürlich immer, die Ursache für das aktuelle Hautbild zu ergründen. Dazu gehören Medikamente, Ernährung, Erkrankungen, Psyche und Hormone.
Das waren die Top 4 Studien, die uns im November beschäftigt haben. Um aktuelle Research und Deep Dives in die Datenlage verschiedener Themen nicht zu verpassen, abonniere unseren Newsletter und folge uns auf Instagram. Außerdem freuen wir uns über dein Feedback und über Vorschläge, welche Studien oder Themenbereiche für dich in deiner täglichen Arbeit mit Menschen von besonderem Nutzen sein könnten.
Himali JJ, Baril A, Cavuoto MG, et al. (2023). Association Between Slow-Wave Sleep Loss and Incident Dementia. JAMA Neurol. Published online October 30, 2023. doi:10.1001/jamaneurol.2023.3889 https://doi.org/10.1007/s00108-022-01395-9
Khodamoradi, Y., Kessel, J., Vehreschild, J.J., Vehreschild, M. J. G. T. (2019). The role of microbiota in preventing multidrug-resistant bacterial infections. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 670-6; DOI: 10.3238/arztebl.2019.0670
Wicaksono, W.A., Cernava, T., Wassermann, B., Abdelfattah, A., Soto-Giron, M.J., Toledo, G.V., Virtanen, S.M., Knip, M., Hyöty, H. & Berg, G. (2023) The edible plant microbiome: evidence for the occurrence of fruit and vegetable bacteria in the human gut, Gut Microbes, 15:2, DOI: 10.1080/19490976.2023.2258565
Mazzocchi A, Leone L, Agostoni C, Pali-Schöll I. (2019). The Secrets of the Mediterranean Diet. Does [Only] Olive Oil Matter? Nutrients; 11(12):2941. https://doi.org/10.3390/nu11122941
Yaskolka Meir, A., Keller, M., Hoffmann, A. et al. (2023). The effect of polyphenols on DNA methylation-assessed biological age attenuation: the DIRECT PLUS randomized controlled trial. BMC Med 21, 364 . https://doi.org/10.1186/s12916-023-03067-3
Kresovich, J. K., Park, Y. M., Keller, J. A., Sandler, D. P., & Taylor, J. A. (2022). Healthy eating patterns and epigenetic measures of biological age. The American journal of clinical nutrition, 115(1), 171–179. https://doi.org/10.1093/ajcn/nqab307
Smollich, Martin & Tischner, Lea. (2022). Patient Perceptions About Acne, Nutrition, and a Dietary Information Gap. Frontiers in Communication. 7. 842443. 10.3389/fcomm.2022.842443.
Guertler, Anne. (2021). Akne und Ernährung-Relevanz für den klinischen Alltag. Kompendium Orthopadie, Unfallchirurgie und Rheumatologie. 10.1055/a-1298-3160.
Shields A, Ly S, Wafae B, et al. Safety and Effectiveness of Oral Nutraceuticals for Treating Acne: A Systematic Review. JAMA Dermatol. Published online October 25, 2023. doi:10.1001/jamadermatol.2023.3949